GERMAN POEMS

Das Unerreichbare

So viel Regen der doch niemals fiel
aus dem Zaudern der Wolken
der Himmel war schwarz
kreißte
versuchte die Schleusen zu öffnen
doch wieder kein Regen.
Das Zaudern türmte sich unsichtbar auf
je höher du steigst
desto schroffer ragt es empor
dran zerschellen
die riesigen Wogen
der Liebe eingeschlossen
im Unaussprechlichen
genau so findig vereitelt es
verdorrtes Leben mit Wasser zu netzen
taumelnd
im Grenzgebiet
zwischen Festland und Meer.
Was wird aus all dem
was ungeschehen blieb?
fragtest du.
An Traumdämmen, vermut ich, wird es gestaut
verteilt sich vor dort
in die durstige Zukunft
mit Flussauen die über die Landkarten
hinaus ins Nirgendwo reichen
Tropfen für Tropfen versickernd
im Unerreichbaren.




Sommer 1983
 
Neben dem Schöpfrad die zwei Stühle.
Pumpt es Wasser empor,
traben die Esel zufrieden im Kreis.
Die Blätter der Weinlaube durchdringen sein Haar.
Schwer von Trauben wird sie sein
sagte der Großvater in diesem Jahr wieder
doch die Tatsachen
straften seine Zuversicht Lügen.
In den Strohkörben
häuften sich einzig
die Hoffnungen, saftig und prall
die er jeden Herbst zerstampfte
und vergor zu köstlichem Wein
der die Zuversicht trunken machte
und weiteres Warten sinnlos.
Aus dem Griechischen von Michaela Prinzinger







 Regenbogen
 
Schneefall in Moskau
und in Athen unzeitgemäßer Sonnenschein.
Vereinzelte Regenfälle in Prag
und Sandstürme in Kairo.
In Nikosia für die Jahreszeit ungewohnt
heiße Temperaturen,
nachts, stumm und sternenklar.
In Bagdad auch heute unbeständig.
Gewitter, Donner und Blitz und das Tosen der Menge.
In der Nacht Wetterleuchten und gramgebeugte Gestalten.
Durch umsichtige Amputationen gute Heilungschancen bei Akroparästhesie.
Der Regenbogen entwaffnet,
die Pfeile entzogen, die Krümmung behoben,
um den Anschein zu vermeiden, eine Massenvernichtungswaffe zu sein.









Artikel vordringlichen Bedarfs

Ich nahm zwei Zettel
zum einen die Einkäufe zum anderen das Gedicht
und tat sie in dieselbe Tasche
meiner magischen Hose
die Wörter flossen ineinander
und tauschen die Plätze
es schmolz der „Käse“ so nah an der „Sonne“
und es zerbarsten die „Eier“ im Sturz
von den Brücken der Verse
es strömte der „Rotwein“
aus den tausend, kaum aufgebrochenen Wunden.
Im Supermarkt schließlich
kaufte ich Schatten zum Vorzugspreis
nahm eine unverkäufliche Liebe aus dem Regal,
einen besonderen Öffner
für Gedächtniskonserven
von Erinnerungen mit Haltbarkeitsdatum.
Zum einzigen Missverständnis
kam´s beim Kaninchen.
Im Gedicht stand „völlig verschreckt“
und, als ich´s fand, war´s geschlachtet.







Tiefflug

Der Schaum der Wolken allgegenwärtig -
wie versank bloß darin die Welt?
Tief unten tauchen die Alpen empor
aus dem Schaum der
die rauen Wangen der unbelebten Ödnis
umhüllt.
Die Zeit setzt an zur Rasur
will sie glätten
will vor der Ewigkeit
den Wettstreit
um Dauer
rechtfertigen
und die Klinge zerbricht
stumpf geworden.
Insel voraus
rief der Kapitän
eine Weile später
zur Gänze taucht sie empor
keine Linie
keine Armee
kein Gefechtsstand
kein Mensch
kein „Hier“ oder „Dort“
nur jene fürchterliche Fahne.
Wo bleibt der Schaum?





Künftige Rückkehr des Verschollenen
 
Nein, er ist es nicht
der so jung
vor vielen Jahren verschwand
beharrlich
meine Erinnerung bewohnt
immer tiefer hinabstürzt
in den Schlund
eines undurchdringlichen
Verlusts.
Mit den kurzen Hosen
der kaum gereiften Haut
dem nichts ahnenden Blick
zog er in den Krieg
und jenseits des Kriegs
in den verschollenen Raum
in die verschollene Zeit.
Ihn sollt ihr mir wiederbringen
nicht diesen Unbekannten da
mit seinem struppigen Bart
aus einem fernen
und finstren Gefängnis.





Das Grab

Der von dir Getötete
drang in dich ein
wie eine furchtsame Nachtigall nistete er
an der Decke deines verborgenen Balkons,
nimmt vorlieb mit einem Ausblick
der eingeschränkt bleibt
und verstummt.
Du fürchtest sein zögerndes Schweigen
seinen wortlosen Vorwurf
der in deinen Zellen zerstob wie ein Schrei.
In dir lebt der Getötete
reglos wie eine Leiche
ohne Rechenschaft zu fordern
durchdringt dich mit Gras und Moos
benetzt dich mit duftendem Öl
Totengeleit tönt dir im Ohr.
Sein Grab wirst du.




Wie ausgestorben

Wie ausgestorben, Nikosia im August.
So heißt es,
verlassen die Bewohner im Sommer die Stadt.
Noch nie hat einer gesagt:
Wie ausgestorben, halb Nikosia im August.
Bloß keine Erbsenzählerei.
Bis zum Hals stehen sie uns, die Erbsenzähler
die romantischen Anhänger der Pedanterie.
Es sind nur wenige übrig in Nikosia im August -
die halbe Bevölkerung.
Noch nie hat einer gesagt
jetzt sei mehr Platz
in einer halben Stadt
jetzt stimme das Verhältnis
in einer halben Stadt.
Wie ausgestorben, Nikosia im August.
Schmal geworden und müßig,
beschaulich, verlassen.
Juli ist der Monat der gesättigten Erinnerung.






Der Meeresgrund nur 

Dass du bist, währt nur kurz
wie ein Schatten
der über den Spiegel huscht
wie ein Regenguss
der das unendliche Wogen der Zeit
erlöst.
Ich will dich berühren
doch fühl ich wie der Wind
durch meine Finger rinnt
während sich die Takelage bläht
in segelnder Irrfahrt.
Wir sinken
riefst du voll Angst
nach Jahren auf See
doch ich beruhigte dich
deutend am Kai
auf Verwandte und Freunde,
die uns eine gute Reise wünschten
deutend
zum Grund
wo kein Meer mehr war.


Aus dem Griechischen von Michaela Prinzinger


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